
Digital Prüfen mit Generativer KI
Studierende nutzen in Prüfungen gezielt ausgewählte KI-Dienste. Dabei werden sowohl fachliche Kompetenzen als auch der verantwortungsvolle Umgang mit Künstlicher Intelligenz kompetenzorientiert geprüft.
Prof. Dr. Georg Braun
Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik

EXaHM und HAWKI weisen den Weg durch das Labyrinth der Prüfungsformate
Das EXaHM-HAWKI-Plugin ermöglicht den Einsatz von Generativer KI in digitalen Prüfungen. Studierende können dabei in einer digitalen Prüfung einen bestimmten, zuvor ausgewählten KI-Dienst nutzen. Ihre Daten werden gegenüber dem KI-Betreiber anonymisiert, die Kosten zentral erfasst und beglichen. Ist der Chatverlauf Teil der Lösung, kann er als Prüfungsartefakt automatisch gespeichert werden. Alle rechtlichen Vorgaben zu Datenschutz, Chancengleichheit und Transparenz werden eingehalten. So entsteht Raum, um neue Prüfungsformate zu entwickeln und zu erproben.
Generative KI ist aus dem Arbeitsleben nicht mehr wegzudenken. Entsprechend dem Constructive Alignment, also dem Ansatz, dass Lernziele, Lernaktivitäten und Prüfungen systematisch aufeinander abgestimmt werden, sollte sie auch in Prüfungen eingesetzt werden. Dabei gelten – wie bei allen Prüfungen – verbindliche gesetzliche Vorgaben: Chancengleichheit, Datenschutz und Transparenz.
Das Framework EXaHM (Examination System at Hochschule München) bietet seit 2019 eine Umgebung für kompetenz- und anwendungsorientierte digitale Prüfungen. Es erlaubt den Einsatz beliebiger Windows-Anwendungen in einer abgesicherten Prüfungsumgebung.
HAWKI (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Künstliche Intelligenz) fungiert als Vermittlungsplattform für externe, gegebenenfalls kostenpflichtige KI-Angebote in der Lehre. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Datenschutz und der Chancengleichheit: Personenbezogene Daten der Studierenden werden anonymisiert, entstehende Kosten werden zentral erfasst und über die Hochschule abgerechnet. Die Hochschule München betreibt seit 2023 eine eigene HAWKI-Instanz.
Zusätzliche Anforderungen bei Prüfungen mit KI
Für digitale Prüfungen mit KI gelten darüber hinaus zusätzliche Anforderungen: Alle Teilnehmenden dürfen ausschließlich eine bestimmte, über HAWKI bereitgestellte KI nutzen. Der Zugriff auf alternative Internetangebote ist ausgeschlossen: zum einen zur Wahrung der Chancengleichheit, zum anderen zum Schutz vor unseriösen Quellen.
Zudem wird in vielen Fällen nicht nur das Ergebnis bewertet, sondern auch der Lösungsweg. In solchen Fällen muss der Chatverlauf automatisch erfasst und als Prüfungsartefakt abgegeben werden.
Diese Anforderungen lassen sich mit dem EXaHM-HAWKI-Plugin umsetzen. Erste Prüfungen mit diesem Ansatz fanden bereits im Sommersemester 2025 statt, unter anderem in der Regelungstechnik und der Informatik.
Neue Prüfungsformate dank Generativer KI
Der Einsatz Generativer KI eröffnet neue Möglichkeiten für Prüfungsformate. Da sich Kompetenzen im Umgang mit digitalen Werkzeugen verändern, gilt es, auch Prüfungsinhalte und Bewertungskriterien entsprechend weiterzuentwickeln.
Ein Beispiel: In Programmierprüfungen tritt die reine Beherrschung der Programmiersprache etwas in den Hintergrund. Stattdessen rücken abstraktere Fähigkeiten wie das Erfassen von Anforderungen oder das Formulieren geeigneter Prompts stärker in den Fokus. Prüfungsaufgaben können etwa als Interview mit einem hypothetischen Kunden angelegt sein: in Form eines Audios, Videos oder Bilds. Die Studierenden müssen die Wünsche des Kunden verstehen, strukturieren und sie in geeignete Prompts übersetzen. Die KI übernimmt dann die Generierung des Programmquelltexts.
Das EXaHM-HAWKI-Plugin schafft die technischen Voraussetzungen, um digitale Prüfungen mit Generativer KI unter Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben umzusetzen. So entsteht Raum, neue Prüfungsformate zu entwickeln und in der Praxis zu erproben.
Weiterführende Quellen und Links
Informationen zu EXaHM
- EXaHM: Kompetenzzentrum Digitales Prüfen der Hochschule München
- EXaHM: Ablauf einer digitalen Prüfung:
- EXaHM: Anleitung für Prüfungsteilnehmer:
HAWKI – Ein KI-Tool für HAWs
- HAWKI-Dienst der Hochschule München (Login mit HM-Account): ai.lab.hm.edu
- HAWKI: KI in Studium und Lehre qualitaetlehre.hawk.de/de/ki-studium-und-lehre
Literatur
- S. Hammer, M. Hobelsberger, G. Braun: Using Laboratory Examination to Assess Computer Programming Competences – Questionnaire-based Evaluation of the Impact on Students. In: IEEE EDUCON 2018: Emerging Trends and Challenges of Engineering Education, Santa Cruz de Tenerife, April 2018, pp 361-369. ISBN: 978-1-5386-2957-4
- EXaHM – Ein Framework für kompetenz- und anwendungsorientierte, digitale Prüfungen an der Hochschule München. In: Bandtel, M., et.al. (Hrsg.) (2021). Digitale Prüfungen in der Hochschule. Whitepaper einer Community Working Group aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Version 1.1. Berlin: Hochschulforum Digitalisierung. (online verfügbar am 22.07.2025 auf hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/HFD_Whitepaper_Digitale_Pruefungen_Hochschule.pdf)
- H. Kubrak, M. Ehlers, K. Piecha, T. Walcher, G. Braun, P. Prade: EXaHM – Application Oriented, Digital EXamination System at Hochschule München. In: The Electronic Journal of e-Learning (EJEL), Vol. 21 No. 4 (2023), pp 328-334. ISSN 1479-4403. (online verfügbar am 22.07.2025 auf
academic-publishing.org/index.php/ejel/article/view/3001/2168)
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